Auch gesellschaftlichen Außenseitern soll man eine Chance auf Anerkennung gewähren. Und wer, außer Oliver Kahn hätte diese verdient?
Sein Weg war hart und steinig: Vom menschenfressenden Java-Menschen, der kein Wort Deutsch sprach zum Bayern-Torhüter, der zwar weiterhin kein Wort Deutsch spricht, aber wenigstens ein paar Worte bayerisch.
Nein, er wurde wahrlich unter keinen Glücksstern geboren! Um so einfühlsamer seine Geständnisse, sich doch nur nach Liebe zu sehnen, wenn er einen Gegenspieler niederreißt oder sein Ritus, den Strafraum mit seinem Urin zu versehen und jeden Eindringling automatisch zu attackieren.
Mich beeindruckte auch seine menschliche Seite, einmal einen Fehler zuzugeben („Es tut mir leid, dass ich Andi Herzog nur am Trikot packte, anstatt ihm den Bauch aufzureißen und seine erbärmlichen Eingeweide in sein riesiges scheiß-Ösi-Maul zu stopfen“, „Beim Training vor 17 Jahren habe ich mal gepatzt“) und sein zweifellos vorhandenes literarische Potenzial („Als der Ball wie der linke Hoden Gottes auf mich zurollte wusste ich, dass die tiefstehende Sonne mich geblendet hatte – hilfe, oh ihr Götter, hört mein Fleeehen!“, „Wenn mich der Trainer von der Leine gelassen hätte, ich hätte für nix mehr garantiert“, „Da stand ich nun, zwischen zwei Latten und fragte mich: Bin ich jetzt etwa schwul oder was?“).