Es gibt einen bestimmten Schlag Menschen, den ich nicht ausstehen kann. Wisst ihr, ich bin wirklich tolerant, würde niemals Witze über dicke Frauen oder ihre dünnen Männer machen, und die Frage in den Raum stellen, wie viele arme, dünne Kerle jedes Jahr im Bett von ihren dicken Lebensabschnittspartnerinnen plattgemacht werden.
Aber … nun ja, auch meine Toleranz hat Grenzen, und bei diesen ganz bestimmten Menschen ist die Grenze definitiv überschritten! Ich verabscheue ihre Lebenseinstellung, ihr ganzes Getue geht mir tierisch auf den Keks, und ihre dämlichen Pappschilder, mit denen sie für ihr Anderssein demonstrieren, treiben einem aufrechten Christen die Schamesröte ins Gesicht.
Vielleicht sollte ich mit meinem Therapeuten darüber sprechen, doch der redet nicht mehr mit mir, seit ich bei der Rückführung in die Kindheit seine Couch bepinkelt habe.
Was soll’s: Ich sage das jetzt einfach, auch wenn ich mir eine Menge Ärger damit einhandle.
Diese Menschen widern mich einfach an.
Diese … Schwulenhasser! So, jetzt ist es raus.
Stehen doof auf der Straße herum und halten Schilder hoch mit Sprüchen wie: „God hates Fags“. Gerne würde ich erfahren, wie die Schwulenhasser zu diesem erstaunlichen Kenntnisstand gelangten.
In der Bibel findet sich jedenfalls keine Stelle, in der unser aller Big Boss entsprechende Äußerungen von sich gab.
Auch im Falle von Marien-Erscheinungen wurde den Erleuchteten meines Wissens nach niemals etwas aufgetragen, wie: „Ach, übrigens, diese Schwulen machen Gott ganz krank.“
Um ganz sicher zu gehen, habe ich mir die Zehn Gebote noch einmal durchgelesen. Auch dort findet sich keine Aufforderung an Homosexuelle, entweder ans andere Ufer zu rudern oder ihr Ding gegebenenfalls in ein Astloch zu stecken.
Die Schwulenhasser haben ein ganz großes Problem: Es gibt kein einziges vernünftiges Argument, mit dem sie ihre Abscheu untermauern könnten. Es lassen sich viele gute Gründe gegen Krieg oder Folter finden.
Aber gegen Homosexualität?
Wie wir festgestellt haben, finden sich in der Bibel keine Stellen, die dezitiert gegen Schwule ausgelegt werden könnten. Wobei fraglich ist, ob eine Schrift, die Völkermord oder rituelle Menschenopfer in höchsten Tönen lobt, ernsthaft als moralisches Fundament einer Gesellschaft herangezogen werden sollte.
Gerne wird auch das Pseudo-Argument vorgebracht, Homosexualität sei „unnatürlich“. Ach? Wissen das schwule Pinguine oder Vögel?
Und im Übrigen: Was ist schon „natürlich“? Ich habe jedenfalls noch nie einen Hund beim Geschirrspülen gesehen – ist Geschirrspülen demnach „unnatürlich“?
Ach, Moment, ich vergaß: Unsere lieben Kleinen könnten beim Anblick zweier sich küssender Männer spontan schwul werden oder den Wunsch hegen, ihr Meerschweinchen zu pimpern. Anal, klar.
Nein, liebe Schwulenhasser, die Wahrheit ist, dass ihr kein einziges triftiges Argument habt, euren Hass lautstark zu artikulieren. Wisst ihr, es ist völlig okay, wenn ihr Homosexualität widerlich findet.
Es gibt eine Menge Dinge, die ich ebenfalls widerlich finde. Spargel zum Beispiel. Alleine die Form ist obszön, und dann sind diese Stangen auch noch länger als mein … egal, jedenfalls käme ich nie auf den Gedanken, mich mit anderen Spargel-Hassern darauf zu einigen, alle Spargelliebhaber zu perversen, sündigen Trotteln zu erklären.
Es tut mir leid für euch, liebe Mitglieder der Anti-Schwulen-Front, aber der Kampf ist längst verloren. In keinem westlichen Land werden Homosexuelle hingerichtet oder eingesperrt, wie es noch vor wenigen Jahrzehnten der Fall war.
Doch ein Wort des Trostes und der Hoffnung habe ich dennoch für euch übrig: Um euch mit Gleichgesinnten zu treffen, müsst ihr nur in den Iran reisen. Dort werden Schwule noch aufgeknüpft, und zwar auf Anweisung der Regierung.
Aber Vorsicht: Ein unkeuscher Blick, eine falsche Handbewegung oder ein „unangebrachtes“ Kleidungsstück könnten wiederum euch Ärger einhandeln. Oh, und habe ich erwähnt, dass Meinungsfreiheit im Iran ebenfalls nicht allzu gerne gesehen wird?
Ach, es ist doch ein Kreuz mit diesen dämlichen Freiheiten im Westen …
Speisekarten in ausländischen Lokalen:
Macht es euch Speisekarten-Schreibern eigentlich Spaß, Gerichten Namen zu geben, die 99% der Bevölkerung unseres Landes nicht einmal dann aussprechen könnte, wenn man ihnen die Vorderzähne einschlüge? Ha, das muss ja echt ein Heidenspaß für die Kellner sein, wenn sie die Bestellung aufnehmen und der Gast mit hochrotem Kopf stammelt: „Meine Begleiterin hätte gern ein Ka …ko-chi … ki …ko“
Ha, da haben wir aber gelacht, wie? Und weil wir gerade dabei sind: Könntet ihr vielleicht damit aufhören, Schriftarten zu verwenden, die höchstens Ägyptologen entziffern können? Ansonsten sehe ich mich nämlich gezwungen, bei der nächsten Rechnung tatsächlich mal nachzurechnen, ob der Endbetrag stimmt. Ich kann das sogar ganz langsam mit den Fingern rechnen, wenn euch das nicht nervig genug ist!