Mitunter entfalten Spam-Mails geradezu lyrische Qualitäten, die man ihnen gar nicht zugetraut hätte. Doch wie heißt es so schön: Auch auf einem Misthaufen kann eine Rose wachsen. Umso erfreulicher, wenn man eine dergestalt poetische Spam-Mail erhält, wie es mir heute beschieden war.
Bereits der Betreff, quasi die Neon-Leuchtreklame einer Mail, weiß zu überzeugen:
Untere Kunden kommen einmal pro Stunde
Ach, die Glücklichen! Wie armselig die oberen Kunden, die wohl nie kommen dürfen.
Wahrlich berührend dann der eigentliche Text:
Online bestellen - original Qualität - 100% wirksamUnsere Kunden:- Sex ist befriedigender denn je. Stress und Leistungsdruck verschwinden. Sie ist nie wieder frustriert, ich habe keine Angst mehr zu versagen. Es ist ein wundervolles korperliches Erlebnis, dem ein genauso tiefes Gefuhl folgt. - Das Beste an Vi ist die Sicherheit, dass man "mit Autopilot fliegt", dass man entspannt und ohne Sorgen zur Sache kommen kann, dass der Stander auch halt, auch wenn man unterbrochen wird (die Kinder klopfen an die Schlafzimmertur, der Hund bellt, das Kondom sitzt schlecht). Wenn man Vi bewusst anwendet, kann es auch der Partnerin gegenuber ein gro?es Geschenk sein. Nur ein Rat: Sagen Sie ihr nicht, dass Sie es verwenden, das weibliche Selbstwertgefuhl ist genauso verletzlich wie das unsere.Angebote des Monats
Ja, wer kennt das nicht: Die Kinder klopfen an die Tür, der Hund bellt, das Kondom klemmt. Fürwahr ein hartes Schicksal.
Höchst lehrreich auch der abschließende Satz: Wer hätte gedacht, dass das weibliche Selbstwertgefühl genauso verletzlich ist wie jenes der Spammer? Bislang dachte ich eher in Klischee-Kategorien: Da sitzen ein paar wohlgenährte Typen mit Rolex-Uhren und Goldkettchen um den Stiernacken vor dem PC, schreiben irgendwelchen Unsinn und versenden das Ganze an zehn Millionen Adressen.
Dabei war mir nie bewusst, dass auch diese Menschen tief in ihrer Seele verletzlich sind und sich nach Liebe und Zuneigung sehnen. Wenn man doch nur die realen Mailadressen dieser von Selbstzweifel gequälten Wesen herausbekäme ... und jeder Einzelne der von ihnen täglich so oft beglückte Internetuser seine Zuneigung in Form von hundert Mails an eben jene Liebesdürstigen schickte ... Jahre ihres Lebens könnten die unglücklichen Spammer damit verbringen, eine Milliarde Mails aus dem Mailaccount zu pflücken wie die Rose auf dem Misthaufen.
Ist das nicht ein schöner Gedanke und ein ebenso schöner Zirkelschluss?
Ich denke nicht.