Overblog
Edit post Folge diesem Blog Administration + Create my blog
1. September 2008 1 01 /09 /September /2008 16:08
Es war ein perfider linguistischer Blitzkrieg, dessen Vorhut aus der Schweiz stammte und der die deutsche Sprache förmlich überrollte, mit leeren Worthülsen sturmreif schoss und innerhalb weniger Jahre besiegte. Jetzt haben wir den Salat, genauer gesagt: Das Binnen-I, bis dato einzig und allein in der deutschen Sprache vorhanden und in Österreichs Amtsstuben sogar vorgeschrieben.

Denn, was wir bösen Männer all die Jahre über nicht bemerkt hatten, war die beinahe schon traditionelle, sexistische Herabwürdigung der Frauen in der Sprache. Und deshalb verfolgt uns das Binnen-I wie eine Nemesis des Feminismus: Wer Ärger vermeiden möchte, gebraucht das Binnen-I in Stellenausschreibungen, auch, wenn explizit Männer angesprochen werden. Nun habe ich zwar in meinem ganzen Leben noch nie beispielsweise eine Kanalarbeiterin gesehen, aber es zählt ja der edle Gedanke des politisch und feministisch korrekten Arbeitgebers.

Viele Generationen an Frauen wuchsen in dem Irrglauben heran, vom Studium an den Universitäten ausgeschlossen zu sein, war doch immer nur von „Studenten“, nicht von „StudentInnen“ die Rede. Und wie viele Frauen wagten sich nicht in Supermärkte oder Fachgeschäfte, wenn die Inserate Formulierungen wie „Liebe Kunden“ verwendeten?

Mir persönlich geht die Binnen-I-Regelung nicht weit genug. Wie gerne würde ich endlich auch einmal von „die TäterInnen entkamen unerkannt“, „bekannten sich TerroristInnen von der Splittergruppe“ oder „fahndet die Kripo nach dem oder der MörderIn“ lesen! Doch aus mir völlig schleierhaften Gründen wird das Binnen-I niemals mit negativ behafteten Begriffen in Zusammenhang gebracht.

Immer noch ungeklärt ist der Umgang mit Frauen-Fußball. Was ist das Pendant zur Mannschaft? „Die Frauschaft“?
Wie spricht man gezielt weibliche Mitglieder an? „Mitscheide“?
Wenn Angela Merkel die erste weibliche Bundeskanzlerin ist, waren dann alle Bundeskanzlerinnen bislang männlichen Geschlechts?
Und wie lange noch können die Katholiken am sexistischen Papsttum festhalten? Wir sind uns doch gewiss alle einig, dass unter den nächsten KandidatInnen mindestens eine lesbische Ex-Prostituierte aus Lateinamerika sein muss. Die dank der Quotenregelung gewählt werden muss.
Diesen Post teilen
Repost0

Kommentare

D
Die Mitscheide is cool, ich brech ab... :D :D :D
Antworten
B
Mitscheide? Wie vulgär! Das heißt Mitvagina!<br /> Und die Papst-Kanidatin ist unvollständig beschrieben: Sie muss obendrein schwarz sein und ein Holzbein haben. Tststs...
Antworten

Über Diesen Blog

  • : Lexikon der bösen Gedanken
  • : In den letzten Jahren prasselten jede Menge Lexika auf uns ein. Manche mit ernstem Hintergrund (Gelderwerb der Autoren), andere sehr launig und nicht ganz ernst gemeint. Ausgerechnet das wichtigste Lexikon wurde uns bislang vorenthalten, nämlich jenes der bösen Gedanken, die wir nicht auszusprechen wagen. Dabei benötigten wir gerade ein solches Buch dringend, sehen wir uns doch täglich mit Situationen konfrontiert, die uns Contenance abverlangen, obwohl wir unseren Ärger nur zu gerne hinausschr
  • Kontakt

Profil

  • Rainer
  • Österreicher, alter Sack, Versager - noch Fragen?

Bookmarke diesen Artikel bei einem social network

Delicious Digg Furl Linkarena Magnolia Mrwong Technorati Webnews Yigg Oneview

Archiv