Entgegen landläufiger Meinung stellen Piercings kein modernes Phänomen dar. Bereits neun Jahrhunderte vorher piercten sich tausende Menschen im Rahmen von Massenveranstaltungen. Diese nannte man später „Kreuzzüge“ und gepierct wurde mit Schwertern. Leider waren die meisten Teilnehmer nicht krankenversichert und starben an den Folgen der Piercings.
Anfang der 1990er Jahre erfreute sich das Piercing im Zuge von BSE (Bullshit-Expansion), das uns unter anderem Techno-Musik, Tamagotchi, Schlümpfe-CDs und Talkshows bescherte, plötzlich wieder größter Beliebtheit. Seither haben sich Millionen Menschen Ringe, Stäbchen, Nadeln oder Handys durch die Haut treiben lassen. Neben der hierfür von der Natur vorgesehenen Stelle des Ohrläppchens, wurde auch an allen anderen möglichen und für unmöglich gehaltenen Körperstellen gelocht, gezwickt, gestochen oder zugebissen (sehr anschaulich von Boxer Mike Tyson im Ring demonstriert, als er seinem Gegner Evander Holyfield das Ohr mit blanken Zähnen piercte).
Als besonders trendy werden von der Jugend Intim-Piercings eingestuft. Zu recht: Kaum etwas erregt brünftige Jungen mehr, als Vaginalringe. Bei manchen afrikanischen Stämmen kann man das Alter einer Frau an diesen Vaginalringen abzählen, gleich den Jahresringen eines Baumes.
Umstritten sind hingegen Organ-Piercings, seit eine EU-Kommission vor den gesundheitlichen Gefahren warnten, die etwa einem gepiercten Herz drohen.
Überhaupt werden die Risiken des Piercings sträflich unterschätzt. Ein betrunkener russischer Arzt piercte den Darmverschluss eines Patienten. Seither erfolgt die Darmleerung des armen Mannes über die Speiseröhre, was zu starkem Mundgeruch und sozialer Vereinsamung führte. Statt Nasenblutens plagt den Patienten Nasenurin-Abfluss, und wenn er hustet, verteilen sich überall winzige Kotpartikelchen. Ein tragisches Einzelschicksal, dem jedoch viel zu viele nicht minder schlimme Langzeitfolgen gegenüberstehen.
Jedes Jahr werden tausende Jugendliche mit Wirbelsäulenschäden in Krankenhäuser eingeliefert. Grund sind die zum Teil enorm schweren Eisenringe an Lippen oder Bauchnabeln, die den Körper vornüber verkrümmen.
Dessen ungeachtet lassen sich immer mehr Kühe piercen, die es leid sind, dem arroganten Spott von Ochsen mit Nasenringen ausgesetzt zu sein. Auf manchen Bauernhöfen gibt es keine einzige Kuh mehr, die keinen Euter-Ring tragen würde. Der leicht metallische Geschmack der Milch hat nur dadurch zu keinen Protesten geführt, da die meisten Konsumenten auf Grund ihrer Zungen-Piercings jeglichen Geschmackssinn verloren haben.
Was übrigens auch so manche anderen popkulturellen Verfehlungen erklären dürfte.