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28. September 2008 7 28 /09 /September /2008 10:39

Hui, war das eine Aufregung, als eine kleine dänische Zeitung 12 Mohammed-Karikaturen abdruckte! Halt, Stopp, Berichtigung: Die Aufregung setzte erst Monate später ein, nachdem dänische Imame die harmlosen Karikaturen um einige deftige Zeichnungen „ergänzt“ hatten. Endlich erzielten die Bilder, die fortan „Mohammed-Karikaturen“ genannt wurden, explosive Wirkung: Empörungswellen überschwemmten das kleine, unschuldige Dänemark, das die meisten von uns nur dank LEGO überhaupt kennen.

 

Aufgewiegelte Muslime verbrannten Flaggen eines Landes, das sie auf dem Globus nicht finden würden.

Politiker, Künstler und Intellektuelle – ja, wir müssen leider streng in drei Kategorien trennen – kamen gar nicht mehr hinterher mit dem Entschuldigen und Beschwichtigen. Ein bekannter deutscher Schriftsteller, dem nach der Verleihung des Nobelpreises und vor Veröffentlichung seiner Biographie zufällig einfiel, dereinst Mitglied einer leicht anrüchigen militärischen Vereinigung gewesen zu sein, nannte die Karikaturen eine bewusste Provokation.

Ach was! Karikatur und Provokation? Das passt doch überhaupt nicht zusammen!

 

Vielfach wurde von „Verletzung religiöser Gefühle“ und „Herabwürdigung“ geredet. Merkwürdigerweise fühlten und fühlen sich die um Völkerverständigung bemühten westlichen Moralwächter nicht verletzt, wenn im Iran Schwule aufgeknüpft oder Frauen gesteinigt werden. Ehrenmorde oder Beschneidungen (wir sprechen in diesem Zusammenhang nicht von der offensichtlichen Beschneidung der Gehirne von Fanatikern) erfordern auch keine Empörung oder gar Demonstrationen für Menschenrechte.

Denn – das muss man wissen – in Westeuropa wird nur dann Stärke gezeigt, wenn keine Gefahr eines Gegenschlags besteht. Demos gegen Faschisten? „Kein Problem!“ Aufmärsche gegen die Untaten der bitterbösen Amis und Israelis? „Na, aber klar doch!“ Protestaktionen gegen Menschenrechtsverletzungen in islamisch geprägten Staaten? „Was, wie? Nie davon gehört! Braucht noch wer einen Antifa-Sticker?“

 

Beneidenswerterweise waren viele westliche Zeitgenossen auch in der Lage, sich in die „verletzten Gefühle“ angepisster Muslime hineinzuversetzen. Dass es sich bei diesen um durchgeknallte Extremisten handelt, die Millionen ihrer Glaubensbrüder (und mehr noch ihre Glaubensschwerstern) in Geiselhaft genommen haben, schien ebenfalls wenig zu bekümmern.

Da werden „Dialoge“ mit Leuten gesucht, die ihrerseits von Toleranz, Mitgefühl oder Wahrung von Menschenrechten ungefähr so weit entfernt sind wie Österreich vom Fußballweltmeistertitel.

 

Es ist ja nicht so, dass der Dialog-Ansatz falsch wäre. Ganz im Gegenteil: Er müsste geführt werden! Allerdings nicht mit diesen Irren, sondern mit ihren Geiseln: Den kritischen Geistern, den unterdrückten Frauen, den verfolgten Minderheiten. Das sind die Leute, die man ermutigen und stärken müsste, nicht Holocaustleugner in Teheran, deren Vorstellung vom Himmel auf Erden ein paar Atombomben auf Israel darstellt.

 

Disclaimer

Der Verfasser des Textes weist darauf hin, dass dieser nicht von leicht verletz- und reizbaren Leuten gelesen werden sollte. Sollte dies doch geschehen sein, tut es mir leider nicht leid.

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Kommentare

B
War es nötig, die Österreicher ausgerechnet heute an ihre fußballerischen Fähigkeiten zu erinnern?<br /> ;-)
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  • : Lexikon der bösen Gedanken
  • : In den letzten Jahren prasselten jede Menge Lexika auf uns ein. Manche mit ernstem Hintergrund (Gelderwerb der Autoren), andere sehr launig und nicht ganz ernst gemeint. Ausgerechnet das wichtigste Lexikon wurde uns bislang vorenthalten, nämlich jenes der bösen Gedanken, die wir nicht auszusprechen wagen. Dabei benötigten wir gerade ein solches Buch dringend, sehen wir uns doch täglich mit Situationen konfrontiert, die uns Contenance abverlangen, obwohl wir unseren Ärger nur zu gerne hinausschr
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