In einer auf Sicherheit bedachten Gesellschaft wird es zusehends schwieriger, den banalen Alltag aufzupeppen. Kevins und Jessicas werden bereits von Kindes Beinen an von ihren Eltern vor den Gefahren der Welt gewarnt und bewahrt. Schließlich könnten im Garten Giftschlangen lauern oder ein Fußball könnte gegen Kevins Schenkel prallen und einen blauen Fleck verursachen. Dem Nachbarn kann man die Kinder natürlich auch nicht anvertrauen - zu viele schreckliche Vorkommnisse lassen gesundes Misstrauen gegenüber der restlichen Menschheit aufkommen. Auf den Spielplatz? Ich bitte euch! Genau so gut könnte man die lieben Kleinen zwei Wochen lang in den Sudan schicken.
Kein Wunder also, dass die erwachsenen Kevins im Erwachsenenalter nachholen möchten, was ihnen in der Kindheit versagt blieb. Dann gehen sie Bungee-Springen. Angegurtet. Mit Helm. Unter Aufsicht. Womit ein solcher Sprung ungefähr das Gefahrenpotenzial eines Kinderplanschbeckens aufweist. Ganz mutige Rebellen wider den Sicherheitskult setzen sich und andere deshalb einer ganz besonderen reizvollen Art unkalkulierbaren Risikos aus: Sie legen sich einen Hund zu und machen Allergikern das Dasein zur Hölle.
Oder sie nehmen sich einen "Kampfhund". Da man dem Bürger grundsätzlich nicht über den Weg trauen kann, müssen Besitzer von vierbeinigen Tötungsmaschinen ab 1. Juli einen Hundeführschein absolvieren. Gleich dem Führerschein für Autos - pardon: Naturzerstörende Tötungsmaschinen auf Rädern - besteht die Prüfung aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Die theoretische Prüfung setzt sich aus einem Fragenkatalog mit 150 Fragen zusammen, darunter harte Nüsse, wie: "Welche der folgenden Verhaltensweisen können Anzeichen von Stress beim Hund sein? Entspannt schlafen. Urinieren/Koten. Schwimmen." (Die richtige Antwort lautet natürlich "Schwimmen" - nämlich dann, wenn er mit den Beinen nach oben dahintreibt)
Übrigens handelt es sich dabei um einen Multiple-Choice-Test, damit auch Analphabeten eine Chance haben bzw. notfalls auch der Hund selbst den Test absolvieren kann.
Schwieriger ist die praktische Prüfung, die sich in 3 Module gliedert, um möglichst viel Zeit zu verschlingen und den Hundebesitzer zu nerven. Modul 1: Der richtige Umgang mit dem Tier! Dabei wird überprüft, ob der Hundehalter den Hund richtig zu führen imstande ist. Wichtig ist hierbei das Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Hund. Je nach Rasse des Tiers muss der Hundebesitzer den Hund beispielsweise ins Ohr beißen oder ihn ins Hinterteil treten und anschließend seinen Arm vor das Hundemaul halten. Beißt der Hund zu, gilt die Prüfung als nicht bestanden. Leckt der Hunde die Hand ab, gilt die Prüfung als nicht verstanden. Modul 2: Wie gehorsam ist der Hund? Kann er auf Befehl sitzen? Oder einen Handstand machen? Ein Rad schlagen und gleichzeitig die Bundeshymne bellen? Modul 3: Hund und Besitzer gehen spazieren, wobei der Besitzer zeigen muss, wie er auf alltägliche Situationen reagiert. Etwa Ablenkung durch attraktive Frauen oder verführerischer Duft aus der Pizzeria. Kann der Zweibeiner diesen Versuchungen widerstehen?
Keinesfalls sollte man diese Prüfung auf die leichte Schulter nahmen. Zweimaliges Durchfallen wird mit der Wegnahme des Hundes bestraft. Allerdings kann man den Test mit einem anderen Hund wiederholen. Oder es mit einem als Hund getarnten Meerschweinchen versuchen. Wird man als Kampfhundehalter ohne gültigen Hundeführschein angetroffen, drohen Strafen bis zu 14.000 Euro (entspricht etwa 112 Peischenhieben in Saudi-Arabien). Kann diese Strafe nicht bezahlt werden, wird der Hundebesitzer dem Hund weggenommen und in ein Tierheim verfrachtet, wo er nackt unter räudigen Rauhaardackeln leben muss. Kastrationen werden auf besonderen Wunsch der Lebenspartnerin gerne vorgenommen.