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22. Februar 2009 7 22 /02 /Februar /2009 14:16

Es heißt, alles würde sich wiederholen. Dies gilt natürlich auch und vor allem fürs Fernsehen. Sendezeit ist teuer, und deshalb lastet der Druck auf privaten TV-Sendern, möglichst billige Serienformate aus bzw. in den Boden zu stampfen.

Nachdem aus unverständlichen Gründen immer weniger Zuseher Interesse daran zeigten, abgehalfterten Schlagersängern beim Baden in mit Kakerlaken gefüllten Becken zuzugucken und mit den armen Tieren berechtigtes Mitleid zu haben, griff man in den letzten Jahren auf bewährte Formate zurück: Pseudo-Dokumentationen und Kochsendungen. Beides billig produziert, aufwändig beworben und günstig verramscht.

 

Was lag also näher, denn eine Fusion dieser erfolgreichen TV-Formate?

Daraus entstand „Rach, der Restauranttester“. Der Ablauf der Sendung ist denkbar einfach, und dies aus gutem Grund: Da der durchschnittliche Privat-TV-Zuschauer bereits von Waschmittelwerbespots oft heillos überfordert ist, muss ihm jedes Sendeformat möglichst schonend und einfach aufbereitet werden.

 

Dies beginnt bereits beim Vorspann, in welchem erklärt wird, dass Rach ein mit dem Michelin-Stern ausgezeichnetes Restaurant betreibt. Was auf den ersten Blick eindrucksvoll klingt, verliert etwas an Glanz, wenn man herausfindet, dass die höchste Auszeichnung drei Sterne sind und es alleine in Deutschland knapp zweihundert mit dem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurants gibt.

 

Weiter geht es damit, den um Hilfe rufenden Wirten einen Besuch abzustatten. Bevorzugt handelt es sich dabei um ulkige Ossis oder irgendwo in der norddeutschen Pampa angesiedelten Fischköppe, die einen kaum verständlichen Dialekt sprechen, dem etwas Animalisches anhaftet. Vermutlich halten sich deshalb so viele Hamburger einen Hund, um wenigstens eine Lebensform um sich zu wissen, die ihre Grunzlaute interpretieren können.

Wie dem auch sei: Herr Rach testet daraufhin die Speisekarte rauf und runter, nimmt allenfalls einen kleinen Bissen zu sich und verzieht das Gesicht, als bekäme er madiges Fleisch zu essen, das vom letzten Lebensmittelskandal übrig geblieben ist und „versehentlich“ in den Handel geriet.

 

Rachs Kritik ist stets dieselbe, und als Zuschauer bekommt man den Eindruck, der arme Mann habe einen Fraß vorgesetzt bekommen, den man nicht einmal im Mittelalter den gequälten Seelen in der Folterkammer zugemutet hätte.

Was nun folgt, ist der psychologische Aspekt der Sendung: Am Boden Liegende motiviert man am Besten, indem man ihnen noch ein paar Tritte verpasst und sie beschimpft. Besonders erheiternd finden wohl viele Zuschauer jene Szenen, in welchen der große Meister 17jährigen Lehrlingen mit scharfer Stimme die Frage stellt, wie man denn diese oder jene Sauce zubereite. Jene Zuschauer, die selber einmal zur Schule gingen, werden sich an fiese Lehrer erinnert fühlen: Wieso sollte jemand, der die Antwort offensichtlich nicht weiß, plötzlich eine Eingebung haben und diese nunmehr kennen?

 

Der Rest der Sendung ist leider weniger erheiternd: Nach dem obligatorischen Durchhänger (ah, Spannungsbogen!) wandelt sich das einstmals schmuddelige Gasthaus in einen Tempel lukullischer Freuden! Auf dem Weg dorthin beweist Herr Rach enorme Vielseitigkeit: Angefangen von küchenphilosophischen Ergüssen bis hin zu spontanen Umbenennungen von Lokalitäten oder angewandter Lebenshilfe für vom bösen Kapitalismus überforderte Ossis deckt er die ganze Palette dessen ab, was naive Zuschauer für die Realität halten.

 

Gerüchteweise sollen auf Grund des Erfolgs dieses Sendeformats ähnliche Doku-Soaps geplant sein:

„Gina Wild, die Kondomtesterin“ – Deutschlands berühmteste Zwillings-Möpse-Trägerin testet Bordelle: Sind die Matratzen dermaßen durchgerammelt, dass Kunden Bandscheibenschäden davontragen könnten? Handelt es sich beim Frischfleisch um freilaufende oder doch in Käfigen gehaltene Ostbräute? Werden Sonderwünsche der Gäste – blasen, bis die Haare trocken sind, Geschlechtsverkehrskontrollen, Petting mit Pudding, etc. – erfüllt? Auch im tabulosen Gespräch mit den Puffmüttern beweist Gina Wild ihre Schlaffertigkeit.

 

„Mario Barth, der Frauentester“ – der Mann mit eineinhalb Witzen („Kommt ‚ne Frau, weeßte, höhöhö!“) von seiner subtilsten Seite. In Emanzen-Zirkeln bespricht er typische Frauenprobleme, wie das Rückwärtseinparken, Schuhe kaufen oder technische Herausforderungen beim Einschalten des Fernsehers. Da noch nicht klar ist, ob er bis zur geplanten Produktion der ersten Staffel wieder gesundet ist, verschiebt sich der Serienstart.

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3. Januar 2009 6 03 /01 /Januar /2009 16:08
Hat sich Michael Jackson tatsächlich Barbara Streisands Nase gekauft? Wann spätestens werden sämtliche Kinder dieser Welt Angelina Jolie und Brad Pitt gehören? Wie viele Brathähnchen verdrückt Otti Fischer zwischen seinem dritten und vierten Frühstück? Ist Boris Becker tatsächlich der gemeinsame Sohn von Pippi Langstrumpf und dem Pumuckl?

Fragen über Fragen, die einer mit Sicherheit nicht beantworten kann: Der so genannte „Society-Experte“. Beim Society-Experten handelt es sich um einen noch sehr jungen Berufszweig, der eine Weiterentwicklung des Klatschreporters darstellt. Während Klatschreporter sich den Unsinn, den sie schwafelten, wenigstens noch aus den eigenen Fingern saugten, sind Society-Experten selbst dafür zu faul und kommentieren lediglich, was sie im „Goldenen Blatt“ gelesen oder in einem Boulevard-Magazin aufgeschnappt haben. Neid ob des vermeintlich leicht verdienten Geldes ist dennoch nicht angebracht:

Tatsächlich stellt die Fähigkeit, haltlose Gerüchte und sinnentleerten Tratsch mit einer Ernsthaftigkeit zu präsentieren, als würde gerade der Weltfrieden ausgerufen werden, enorme Strapazen für das Nervenkostüm der Experten dar. Zudem muss der Eindruck erweckt werden, der Society-Experte hätte diesen Klatsch aus erster Hand erfahren bzw. wäre ein guter Freund von Prominenten. Offene Bekenntnisse wie: „Darüber habe ich aus dem Klatschmagazin X erfahren, das wiederum aus Klatschmagazin Y abgeschrieben hat“ müssen vermieden werden um nicht den Eindruck aufkommen zu lassen, der Experte wäre, wie jeder Normalsterbliche, nicht zur großen Promi-Gala, zur Oscar-Verleihung oder wenigstens dem Festival der Nachwuchsschauspieler Klein-Wölferode eingeladen worden.

Ein streng geheimer Code, der bislang nur Insidern bekannt war, verrät, was man von den „Enthüllungen“ der Experten halten kann:
„Ein guter Freund des Paares berichtet von einer Ehekrise“ = haltloses Gerücht des Ex-Mannes oder der Ex-Frau, um sich zu rächen.

„angeblich“ = habe ich mir gerade aus den Fingern gesaugt.

„Die amerikanischen Medien halten sich mit Berichten über die Skandalnudel auffallend zurück“ = interessiert sogar in Amerika kein Schwein mehr.

„Die Gerüchte haben sich als falsch herausgestellt“ = Mist! Ich hätte mir eine bessere Story ausdenken sollen!

„Eine Schlammschlacht nach der Scheidung wird befürchtet“ – Die nächsten Monate werde ich über nichts anderes tratschen.

„Noch ein paar Worte zu Paris Hilton“ – Ich habe keinen Bock mehr und gehe dann nach Hause.
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12. August 2008 2 12 /08 /August /2008 15:27

Es hätte nur eine harmlose Pausenshow während der Halbzeit der Super-Bowl werden sollen. Aber es endete in einer Tragödie, als der Sängerin Janet Jackson eine Brust aus der Bluse flutschte und Millionen Amerikaner vor Schreck tot zusammenbrachen.

Nun gut, ich habe etwas übertrieben. Natürlich war es ein fürchterlicher Vorfall, eine weibliche Brust sekundenlang im Fernsehen betrachten zu müssen. Ernsthafte Schäden trug jedoch niemand davon. Abgesehen vielleicht von jener Frau, die vor Gericht eine Klage gegen Jackson einbrachte, welche aber zurückgewiesen wurde.

Irgendwie schien dieses Ereignis wie eine Epidemie auf Europa übergeschwappt zu sein. Unablässig rutscht weiblichen Z-Promis, natürlich unbeabsichtigt, die eine oder andere Brust aus der Bluse, sobald eine Kamera auf sie gerichtet ist. Ein Phänomen, das anscheinend nur „Promi-Luder“ betrifft, denn im Alltag konnte ich ähnliche Szenen noch nie sehen.
Ehrlich: Ich stand noch nie an der Wursttheke oder am Bahnsteig und musste zu einer Frau sagen: „Entschuldigung, aber ihre rechte Titte hängt raus.“ –„ „Nicht schon wieder!“

Den Karrieren besagter Z-Promis scheinen diese Vorfälle jedenfalls nicht geschadet zu haben. Im Gegenteil: Die eine oder andere Karriere wurde auf Silikonbrüsten oder Brustwarzen erbaut. Wenig verwunderlich, weiß doch schon ein altes Sprichwort, welcher der richtige Weg ist: Die goldene Titte eben.

Beruhigenderweise kam es – zumindest bislang – zu keinen ähnlichen Geschehnissen beim männlichen Teil der Promi-Bevölkerung. Das klänge aber auch wirklich doof: „Heute bei ‚Explosiv’: Alles über Jürgen Drews Zippergate! Wie dem Schlagersänger sein kleiner Jürgen durch den Reißverschluss flutschte.“

Garantiert verschont bleiben werden wir bei „Promi-Ludern“ aber von einem Braingate. Wo nix ist, kann auch nix rausflutschen.

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26. Juli 2008 6 26 /07 /Juli /2008 10:38
Ich liebe gute Pop- und Rockmusik aus früheren Jahrzehnten. Die ist wirklich cool! Definitiv uncool ist es, wenn deren Interpreten im Fernsehen als Pausenfüller zwischen den Werbeblöcken missbraucht werden. Musiker sind auch nur Menschen, und da gibt es diejenigen, die auch mit Siebzig noch gut aussehen und körperlich fitt sind und diejenigen, die mit Fünfzig wirken wie eine ausgewickelte Mumie aus dem Tal der Könige. Das ist der Lauf der Dinge und mir mit meinen 35 Jahren erklärt man ja auch immer wieder, dass ich mit meiner Seniorenkarte günstiger mit dem Zug reisen könnte.

Wofür ich kein Verständnis habe, ist, wenn einer dieser Geriatrie-Zombies seinen einzigen Hit, einen schon in den 60er Jahren ekelhaft schleimigen Schnulzheuler, nicht so vorträgt, wie es ihm geziemte – nämlich als peinliche Selbstdemontage – sondern ernsthaft versucht, den alten, geilen Teenie-Popper raushängen zu lassen und sein Gesicht, das eine einzige Bügelfalte ist, in die Kamera hält und dabei widerliche Posen schmeißt. Ihr wisst schon:
Bei jedem „you!“ den Zeigefinger drohend ins Publikum richten und die Bierwampe lasziv von links nach rechts schwappen lassen.
Ah, und natürlich gibt es nur zwei alternative Kleidungen: Rockerkluft und Glitzeranzüge. Zwar haben die in den 60er Jahren die wenigsten Interpreten getragen, aber das sind ja nur Kleinigkeiten.
Ebenso wie die stets peinlichen Moderationen, die immer mit: „Wenn ei wos e tschaild, dies wos mei fewa-ritt song!“ beginnen oder enden, woraufhin der Interpret den Moderator anlächelt und sich wahrscheinlich denkt: „Wenn er jetzt noch sagt, dass er mein Poster im Zimmer hängen hatte, frisst er das Mikrophon.“

Ehrlich: Suzi Quatro war vor 30 Jahren ein heißer Feger. Warum kann sie die schöne Erinnerung daran nicht einfach lassen wie sie ist? Warum quetscht sich so jemand in eine Wurstpelle, trägt fünfzehn Kilo Kajal und Rouge auf und tut so, als wäre seither kein Tag vergangen? Kinder sind ja putzig, wenn sie mit sieben die Stöckelschuhe ihrer Mutter anziehen und sich zu schminken versuchen. Siebzigjährige, die die Stöckelschuhe ihrer Altenpflegerin anziehen und sich zu schminken versuchen, sind nicht putzig, sondern peinlich.

Davon ausgenommen ist natürlich Jürgen Drews: Der war nie sexy, putzig oder gar ein guter Sänger und wirkt deshalb auch heute noch authentisch, wenn er als großkotziger, sexistischer Ballermann-Botschafter auf der Bühne herum hüpft, als hätte er sein Viagra mit Juckpulver verwechselt.
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25. Juli 2008 5 25 /07 /Juli /2008 11:36
Ganz ehrlich: Es interessiert mich einen Scheißdreck, wenn ein Meteorologe mit Regenjacke vor den tosenden Klippen der Ostsee steht und von einem Sturm berichtet, der tausend Kilometer von mir entfernt einen erbarmungswürdigen Strommasten geknickt und ein paar Schafe ganz furchtbar erschreckt hat.

Ich will auch keine Bauernregeln hören, keine Gedichte, keine Anekdoten, und ich interessiere mich herzlich wenig für ein Schneechaos in New York oder einen ungewöhnlich harten Winter in einem sibirischen Kuhdorf.

Und eure „präsentiert von“-Werbungen könnt ihr euch sonst wo hin stecken, capiche?
Danke. Und nun das Wetter, präsentiert von 3-Wetter-Schaft.
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  • : Lexikon der bösen Gedanken
  • : In den letzten Jahren prasselten jede Menge Lexika auf uns ein. Manche mit ernstem Hintergrund (Gelderwerb der Autoren), andere sehr launig und nicht ganz ernst gemeint. Ausgerechnet das wichtigste Lexikon wurde uns bislang vorenthalten, nämlich jenes der bösen Gedanken, die wir nicht auszusprechen wagen. Dabei benötigten wir gerade ein solches Buch dringend, sehen wir uns doch täglich mit Situationen konfrontiert, die uns Contenance abverlangen, obwohl wir unseren Ärger nur zu gerne hinausschr
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