Es heißt, alles würde sich wiederholen. Dies gilt natürlich auch und vor allem fürs Fernsehen. Sendezeit ist teuer, und deshalb lastet der Druck auf privaten TV-Sendern, möglichst billige Serienformate aus bzw. in den Boden zu stampfen.
Nachdem aus unverständlichen Gründen immer weniger Zuseher Interesse daran zeigten, abgehalfterten Schlagersängern beim Baden in mit Kakerlaken gefüllten Becken zuzugucken und mit den armen Tieren berechtigtes Mitleid zu haben, griff man in den letzten Jahren auf bewährte Formate zurück: Pseudo-Dokumentationen und Kochsendungen. Beides billig produziert, aufwändig beworben und günstig verramscht.
Was lag also näher, denn eine Fusion dieser erfolgreichen TV-Formate?
Daraus entstand „Rach, der Restauranttester“. Der Ablauf der Sendung ist denkbar einfach, und dies aus gutem Grund: Da der durchschnittliche Privat-TV-Zuschauer bereits von Waschmittelwerbespots oft heillos überfordert ist, muss ihm jedes Sendeformat möglichst schonend und einfach aufbereitet werden.
Dies beginnt bereits beim Vorspann, in welchem erklärt wird, dass Rach ein mit dem Michelin-Stern ausgezeichnetes Restaurant betreibt. Was auf den ersten Blick eindrucksvoll klingt, verliert etwas an Glanz, wenn man herausfindet, dass die höchste Auszeichnung drei Sterne sind und es alleine in Deutschland knapp zweihundert mit dem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurants gibt.
Weiter geht es damit, den um Hilfe rufenden Wirten einen Besuch abzustatten. Bevorzugt handelt es sich dabei um ulkige Ossis oder irgendwo in der norddeutschen Pampa angesiedelten Fischköppe, die einen kaum verständlichen Dialekt sprechen, dem etwas Animalisches anhaftet. Vermutlich halten sich deshalb so viele Hamburger einen Hund, um wenigstens eine Lebensform um sich zu wissen, die ihre Grunzlaute interpretieren können.
Wie dem auch sei: Herr Rach testet daraufhin die Speisekarte rauf und runter, nimmt allenfalls einen kleinen Bissen zu sich und verzieht das Gesicht, als bekäme er madiges Fleisch zu essen, das vom letzten Lebensmittelskandal übrig geblieben ist und „versehentlich“ in den Handel geriet.
Rachs Kritik ist stets dieselbe, und als Zuschauer bekommt man den Eindruck, der arme Mann habe einen Fraß vorgesetzt bekommen, den man nicht einmal im Mittelalter den gequälten Seelen in der Folterkammer zugemutet hätte.
Was nun folgt, ist der psychologische Aspekt der Sendung: Am Boden Liegende motiviert man am Besten, indem man ihnen noch ein paar Tritte verpasst und sie beschimpft. Besonders erheiternd finden wohl viele Zuschauer jene Szenen, in welchen der große Meister 17jährigen Lehrlingen mit scharfer Stimme die Frage stellt, wie man denn diese oder jene Sauce zubereite. Jene Zuschauer, die selber einmal zur Schule gingen, werden sich an fiese Lehrer erinnert fühlen: Wieso sollte jemand, der die Antwort offensichtlich nicht weiß, plötzlich eine Eingebung haben und diese nunmehr kennen?
Der Rest der Sendung ist leider weniger erheiternd: Nach dem obligatorischen Durchhänger (ah, Spannungsbogen!) wandelt sich das einstmals schmuddelige Gasthaus in einen Tempel lukullischer Freuden! Auf dem Weg dorthin beweist Herr Rach enorme Vielseitigkeit: Angefangen von küchenphilosophischen Ergüssen bis hin zu spontanen Umbenennungen von Lokalitäten oder angewandter Lebenshilfe für vom bösen Kapitalismus überforderte Ossis deckt er die ganze Palette dessen ab, was naive Zuschauer für die Realität halten.
Gerüchteweise sollen auf Grund des Erfolgs dieses Sendeformats ähnliche Doku-Soaps geplant sein:
„Gina Wild, die Kondomtesterin“ – Deutschlands berühmteste Zwillings-Möpse-Trägerin testet Bordelle: Sind die Matratzen dermaßen durchgerammelt, dass Kunden Bandscheibenschäden davontragen könnten? Handelt es sich beim Frischfleisch um freilaufende oder doch in Käfigen gehaltene Ostbräute? Werden Sonderwünsche der Gäste – blasen, bis die Haare trocken sind, Geschlechtsverkehrskontrollen, Petting mit Pudding, etc. – erfüllt? Auch im tabulosen Gespräch mit den Puffmüttern beweist Gina Wild ihre Schlaffertigkeit.
„Mario Barth, der Frauentester“ – der Mann mit eineinhalb Witzen („Kommt ‚ne Frau, weeßte, höhöhö!“) von seiner subtilsten Seite. In Emanzen-Zirkeln bespricht er typische Frauenprobleme, wie das Rückwärtseinparken, Schuhe kaufen oder technische Herausforderungen beim Einschalten des Fernsehers. Da noch nicht klar ist, ob er bis zur geplanten Produktion der ersten Staffel wieder gesundet ist, verschiebt sich der Serienstart.