Antifa ist kein neues Duschgel, sondern eine politisch korrekte, hippe politische Bewegung im Kampf gegen den Endsieg des Faschismus. Einen bemerkenswerten Erfolg konnte diese mit wagnerianischem Pomp geführte Schlacht Good vs. Evil 2008 erringen, als ein Wachsfiguren-Hitler von einem Ausstellungsbesucher geköpft wurde. Ha! Nimm das, Hitler! Das wird dich lehren!
Man verstehe mich nicht falsch: Auch ich kann dem Faschismus nur wenig Positives abgewinnen, abgesehen von dem Faktum, dass ohne ihn europäische Filmemacher gar nicht wüssten, zu welchem Thema sie einen Film produzieren sollen.
Aber wie sinnvoll ist es, eine politische Leiche zu bekämpfen? Und vor allem: Wie mutig ist das?
„Wider den Faschismus!“
Wow. Meine Knie werden geradezu magnetisch vom Erdboden angezogen, sich ehrfürchtig in den Staub zu werfen vor soviel Heldenmut.
Noch mutiger wäre es nur gewesen, wenn bereits vor 70 Jahren der Widerstand diese mediale und gesellschaftliche Präsenz aufgewiesen hätte. Etwa, wenn 1943 bei Goebbels berühmter Rede im Berliner Sportpalast auf die Frage: „Wollt ihr den totalen Krieg?“ die Zuhörer höflich Beifall geklatscht und sich sodann zum Ausgang begeben hätten, weil sie für die nächste Zeit schon andere Pläne hätten.
Aber zum Glück sind diese dunklen Zeiten in Europa vorbei und man wird heutzutage sogar dafür bewundert, sich heldenhaft gegen den Faschismus zu engagieren. Wofür man vor 70 Jahren hingerichtet worden wäre, bekommt man heute Beifall und Bewunderung gezollt, als täte man gerade etwas tatsächlich ungeheuer Wertvolles.
Dass sich die Verhältnisse umgedreht haben und man heute ins Gefängnis wandert, wenn man sich für, nicht gegen, den Faschismus engagiert, scheint niemanden zu irritieren.
Ein paar tausend rechtsradikale Spinner bilden sozusagen den Dung, auf dem die breite Antifa-Bewegung gar prächtig gewachsen ist, genau so, wie Anti-Rassismus-Kampagnen und ähnlich merkwürdiger Aktionismus.
Ja, natürlich ist die überwältigende Mehrheit der Deutschen und Österreicher gegen Rassismus, Kinderpornographie, Gewalt, Krieg, und so weiter.
An wen richten sich dann aber diese Kampagnen, Lichterketten, Demonstrationen oder sonstigen Aktionen eigentlich?
Beeindrucken könnten mich diese wackeren Kämpfer wider Faschismus und Antisemitismus, wenn sie gegen ein noch heute erfolgreich betriebenes Regime ankämpften, das diesem Feindbild exakt entspricht. Wie wäre es eigentlich mit Massendemonstrationen gegen das iranische Mullah-Regime? Am besten in Teheran?
Ach, das wäre ja dann tatsächlich mutig und gefährlich, kommt also nicht in Frage. Lieber wird im sicheren, gemütlichen Europa ein längst verblichenes System bekämpft. Oder gegen die bösen Amis gewettert, die bekanntermaßen praktisch an allem Schuld sind, selbst am damaligen Aufstieg des Nazismus. Dafür zeigen wir es den Cowboys so richtig, indem wir ihnen zeigen, wie barbarisch, dämlich und menschenverachtend sie doch sind. Immerhin sind sie fair genug, Kritik nicht mit Knüppeln zu beantworten, und das macht sie wiederum zum idealen Ziel von Kritik.
Aber das Regime in Teheran? Nee, da halten wir uns lieber vornehm zurück. Verärgern wollen wir sie natürlich auch nicht, etwa mit diesen abscheulichen Karikaturen. War nur ein Versehen, ehrlich! Wir wissen doch, was sich gehört. Falls euch irgendwas an uns stört, sagt es ruhig, wir sind ja tolerant!
Ja, Toleranz … wir sind auch tolerant genug, ein Regime zu dulden, das „die Juden“ vernichten möchte. Historiker munkeln, ähnliche Ansichten hätte es auch von anderen Regimes gegeben.
Wir sind tolerant genug, dieses Regime zu dulden, das ethnische Minderheiten wie die Kurden blutig bekämpft, Frauen unterdrückt, Schwule aufknüpft und Steinigungen anordnet – ein bisschen Abwechslung im Hinrichten muss einfach sein.
Das ist ja auch kein Faschismus, weil … weil … nun ja, mit denen legt man sich lieber nicht an, denn im Gegensatz zu Hitler & Co könnten die einem richtig weh tun. Also betrachten wir das einfach nicht als Faschismus und wenden uns drängenderen Problemen zu, die ähnlich aktuell sind, wie die Vernichtung Karthagos oder die Kreuzzüge.
Gibt es zum Nikolo eigentlich Schokolade-Hitler, denen man antifaschistisch den Kopf abbeißen kann?