Nur allzu gerne werfen EU-Bürger ihren obersten Beschützern Realitätsferne vor. Zu Unrecht, wie die EU-Verbraucherkommissarin Meglena Kuneva beweist.
Sie hat sich doch tatsächlich ganz tapfer in einen Supermarkt gewagt und lässt uns an ihren überaus erstaunlichen Erkenntnissen teilhaben. Mir haben diese jedenfalls die Augen geöffnet. Doch lest selbst:
Die EU-Kommissarin hat unter die Lupe genommen, wie Supermärkte ihre Produkte präsentieren: Während sich Kunden für Milch und Brot durch den ganzen Laden schlängeln müssen und Äpfel und Bananen oft erst in der hintersten Ecke finden, liegen Süßigkeiten gut sichtbar neben der Kasse – kein Weg führt daran vorbei.
Das ist bestimmt eine große Erkenntnis, wenn man jahrelang nicht mehr in einem Supermarkt war, weil die Einkäufe das Dienstmädchen oder der Butler erledigt. Ein Problem, das wir doch alle kennen, oder?
Frau Kommissar zieht auch die richtigen Schlüsse aus ihren bahnbrechenden Feldforschungsergebnissen:
Der Kunde benötige mehr Schutz vor Verkaufstricks, damit er nicht minderwertiges und überflüssiges Zeug kauft.
Absolut! Wem ist das noch nicht passiert, dass er eine Banane kaufen möchte und ihm der gewievte Verkäufer eine Tafel weiße Schokolade als "neue Bananeform" angedreht hat?
Und als Bulgarin hat Frau Kommissar Erfahrung mit "überflüssigem Zeug": So etwas gab es im guten, alten sozialistischen Bulgarien erst gar nicht!
Nun will sie die Händler zum Umsortieren bewegen. Sie sollen sich freiwillig dazu verpflichten, Obst und Gemüse für jedermann gut sichtbar auszulegen und damit die Käufer zu gesünderem Essen verleiten.
Wie, genau, verpflichtet man sich "freiwillig" zu etwas? Ich will ja nicht meckern, aber diese "freiwilligen Verpflichtungen" enden in den meisten Fällen in unfreiwilligen Verpflichtungen. Aber das ist natürlich nur eine Petitesse.
"Es reicht nicht, die Kunden nur über gesundes und umweltbewusstes Verhalten zu informieren“, sagt ein EU-Beamter. „Man muss sie bei der Hand nehmen und ihnen die richtige Auswahl an Möglichkeiten bieten.“
Au ja! Das könnte neue Arbeitsplätze schaffen: Ernährungsberater in Supermärkten.
"He, Sie! Lassen Sie die Pralinen-Packung fallen und nehmen Sie gefälligst ein Netz Orangen mit!"
Das ganze Dilemma bringt ein nicht namentlich genannter EU-Beamter schön auf den Punkt:
Jeder muss sich bewusst machen, was er braucht und was er tatsächlich einkauft“, betont ein EU-Beamter.
Zähneknirschend muss ich gestehen: Der Mann hat Recht! Bislang schob ich meinen Einkaufswagen durch den Supermarkt und zog willkürlich Packungen oder Dosen aus den Regalen, ohne zu beachten, was ich da tatsächlich einkaufe.
Gut, dass sich endlich mal jemand Gedanken darüber macht, was wir wirklich brauchen! Weg mit all dem überflüssigen Zeugs - was braucht man schon, außer ein bisschen Brot, Wasser, vielleicht noch Luxus in Form von (biologischen!) Haferflocken? Reicht völlig zum Überleben, spart Geld und Energie.
Danke, liebe EU! Und als Nächstes wünsche ich mir vom EU-Weihnachtsmann die bewährten Lebensmittel-Marken, damit wir gar nicht mehr erst in Versuchung geraten, überflüssige Dinge zu erwerben. *
*gilt natürlich nicht für EU-Beamte! Irgendwer muss ja das überflüssige Zeug kaufen.