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7. Februar 2009 6 07 /02 /Februar /2009 18:15

Mitunter versteckt sich wahres Genie hinter dem Schleier des nur anscheinend Dümmlichen. Mario Barth, der Mann, dessen Nachname noch das witzigste an ihm ist, fällt in diese Kategorie. Wie sonst könnte man erklären, dass dieser schlecht gekleidete, selbsternannte Comedian Konzerthallen füllt, Millionen DVDs und CDs verkauft und sogar eine Freundin hat?

 

Man fügt ihm schreckliches Unrecht zu, wenn man seine zugegebenermaßen penetrante Unlustigkeit als unbeabsichtigt und nervig einstuft. Tatsächlich ist Mario Barth eine komödiantische Offenbarung, sobald man seine wahre Intention durchschaut hat, welche folgende ist: Er tritt den Beweis an, dass selbst ein komplett humorbefreiter und witzresistenter Typ mit dem Charisma eines Wochenstandverkäufers für Tomaten in Deutschland den Olymp der Comedy-Kunst erklimmen kann.

Sollte uns allen dies nicht Ansporn sein, mehr aus unserem Leben zu machen? Wenn diese Dauergrinswerbung, dessen Bart nach vergammeltem Sauerkraut aussieht, mit drögen Alltagsgeschichten Millionen Deutsche zum Lachen bringt, dann, ja, dann können auch wir das Unmögliche schaffen!

 

Warum sollte ein 80jähriger mit Stützkorsett nicht neuer Star-Stürmer beim FC Bayern werden? Mario Barth hat es ja schließlich auch geschafft!

 

Zudem darf sich Mario brüsten, als Erfinder des Vorlachens in die Geschichte der hohen Witzekunst eingegangen zu sein: Noch ehe das, was der Einfachheit halber euphemistisch als „Witz“ bezeichnet werden soll, erfolgt, lacht Mario  und signalisiert dem Publikum auf diese Weise: „Bitte in drei Sekunden lachen!“.

Anstrengendes Mit- oder gar Nachdenken wie bei anderen Komödianten entfällt solcherart völlig.

 

Kritiker monieren mitunter seine klischeehaften Witze und übersehen dabei zwei entscheidende Punkte:

1. Gerade diese Klischees sind es, die das Publikum liebt. Denn: Nicht sorgt für mehr Stimmung in teutonischen Bierzelten, als der prustende Hinweis darauf, dass Frauen nicht Autofahren können. Gerüchteweise soll eine verfeinerte Variante dieses Klischees demnächst erprobt werden, indem es sich bei diesen Frauen um Blondinen handelt. Allerdings ist diese Zwerchfellzersetzende Variante von der Gesundheitsbehörde noch nicht freigegeben worden.

2. Mario Barth kennt überhaupt keinen Witz.

 

Ich hoffe, mit dieser Verteidigungsrede auf den Meister des deutschen Humors konnte ich einige Missverständnisse ausräumen. Schließlich nimmt niemand den Witz ernster als Mario Barth, der diesen erst gar nicht in Erwägung zieht.

 

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Kommentare

R
Der Erfolg solcher Leute wie Barth ist mir schlicht ein Rätsel. Es ist mir eigentlich nur so erklärbar, dass Barth weite Teile bundesdeutscher Partyatmosphäre zu repräsentieren scheint. Wirklich guter Artikel!
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J
Barth hat soviel Erfolg, weil die meisten Leute einfach triviale Komik ala Privatfernsehen mögen. Bei dieser Art von Humor muss nicht nachgedacht werden, da satirische Elemente so gut wie nicht vorhanden sind.
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L
Dem kann ich so nur zustimmen.<br /> <br /> Mario ist alles andere als witzig, aber die einfachen Gemüter sind durch das "Vorlachen" endlich in der Lage, wenigstens so zu tun, als ob sie Comedy verstehen könnten...
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  • : Lexikon der bösen Gedanken
  • : In den letzten Jahren prasselten jede Menge Lexika auf uns ein. Manche mit ernstem Hintergrund (Gelderwerb der Autoren), andere sehr launig und nicht ganz ernst gemeint. Ausgerechnet das wichtigste Lexikon wurde uns bislang vorenthalten, nämlich jenes der bösen Gedanken, die wir nicht auszusprechen wagen. Dabei benötigten wir gerade ein solches Buch dringend, sehen wir uns doch täglich mit Situationen konfrontiert, die uns Contenance abverlangen, obwohl wir unseren Ärger nur zu gerne hinausschr
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